Castell d‘Escornalbou


Dieser Tag könnte mit vielen Titeln versehen sein, so unterschiedlich waren die Eindrücke, die ich an diesem Tag sammeln durfte. Das Castell markiert aber als Höchst gelegener Ort den Umkehrpunkt meiner Fahrradtour.

Wie so oft hier in Spanien ist erstmal gar nichts schön, wenn man sich auf den Weg macht. Bis man mal aus dem ganzen Schlamassel raus ist dauert es meist so 10km. Nachdem ich die Ortschaften Miami Playa und Cambrils hinter mir gelassen hatte, bog ich auf den Los Massos d‘en Balder ab. Die Landstraße sollte mich über Mont-Roig del Camp in Richtung Berge führen. Mein Ziel war das Viadukt del Massos. Blöd nur, dass ich ab Start fiesen, kalten Gegenwind hatte.

Hinter Mont-Roig del Camp beginnt recht bald der zweite, ca. 10km lange Ansteig hinauf zum Castell Monestir d‘Escornalbou.
Anfangs steigt die Straße relativ ruhig an, wird aber ab Vilanova d‘Escornalbou immer steiler.
Vilanova selbst ist ein beschauliches kleines Örtchen, mit einem wunderschönen Café an dieser Straßenecke und weiteren Tischen gegenüber auf dem Dorfplatz. Mir war aber irgendwie nicht nach einer Rast, ich hatte noch die Tanks voll und so fuhr ich weiter.

Das war vielleicht auch gut so – schließlich können nach so einer Rast die Beine zumachen, und dann hat man erstmal keine Power und alles ist noch viel schwieriger. So schob ich mir unterwegs eine Marzipankugel in die Backe und trank von meinem Wasser.

Hinter dem Ort Vilanova wurde es immer ruhiger und stiller. Da war nur noch ich, der Berg, der kalte Wind und die Sonne. Die Sonne war warm, aber der Wind so eisig, dass ich die gesamte Strecke mit Jacke fuhr. Innen schön warm, aber klatschnass vom Schweiß. Oben war der letzte Aufstieg zur Burg zum Glück windgeschützt, so das ich vor der Abfahrt etwas abtrocknen konnte.

Auf halber Strecke bergab durchquerte ich das verträumte Dörfchen Duesaigūes. Durch einsame, nur von Katzen bevölkerten Gassen gelangte ich im Zickzack zum Viadukt auf der anderen Seite des Dorfes. Die das Tal überspannende Eisenbahnbrücke ist schon von Weitem sichtbar, und noch eindrucksvoller, wenn man darunter steht.

Wieder konnte ich innerlich ein Häckchen machen. Auf der letzten Tour mit den Kumpels vom Campingplatz konnten wir das Viadukt nicht mehr sehen, da wir aufgrund der Knieprobleme von Stani abgekürzt hatten.

So machte ich kehrt, und freute mich auf die nun folgende lange Anfahrt zurück ans Meer. Hier, zwischen den Bergen, spielte der Wind keine große Rolle mehr und so konnte ich meine schweißnasse Jacke am Lenker trocknen.

Die Strecke entlang des Stausees von Ruidecanyes ist ein wahrer Traum! Sehr guter Asphalt, eine wunderschön kurvige Strecke, keine Autos und der Duft von Pinienbäumen und Kräutern in der Luft. Ich war ganz berauscht und seelig vor Glück.

Ich war so im Flow, dass ich am Ende fast meinen Abzweig nach Botarell verpasst hätte. So musste ich hart abbremsten und ein kleines Stückchen zurück zum Abzweig hinauffahren.

Was sich als aber als ebenfalls lohnenswert herausstellte, da auch hier – bis auf zwei Wanderer niemand unterwegs war.

Das Ortsschild – bzw. das violette Schild darunter – von Botarell, die nächste Ortschaft die ich querte, finde ich bemerkenswert.
Da spricht sich die komplette Gemeinde gegen sexualisierte Gewalt aus. Finde ich ja super! Andererseits, so fragte ich mich, was bringt ein Dorf dazu, dass man das für nötig hält?

Mein nächster Stopp war in Montbrió geplant. Dort, so hatte ich mir vorgestellt, könnte ich nochmals in der Bar einen Vermut mit Tapas in der Sonne genießen. Daraus wurde aber leider nichts. Als ich auf dem Platz ankam, stellte man gerade die Stühle zusammen. So bin ich noch schnell in die Bar, habe Wasser für den Weg und eine Flasche von diesem leckeren Vermut gekauft. Die Flasche Vermut steckte ich einfach in eine meiner Trikottaschen.

Der Rest der Strecke war dann leider eher wieder nervig. Die Wege waren in einem schlechten, bis schrecklichen Zustand. Komoot hatte zudem meine geplante Rennradroute immer wieder über grobe Schotterpisten geführt. Ich machte mir schon Sorgen um den schönen Vermut im Trikot, aber die Flasche schien glücklicherweise sehr sicher verstaut zu sein.

Nun machte sich auch der Hunger bemerkbar, den ich im während der schönen Zeit auf dem Rad komplett vergessen hatte. Zwar hatte ich mir ein Bocadilla für die Fahrt mitgenommen, aber das, und die 2-3 übrigen Marzipankügelchen, hielt nicht lange vor.

Zum Schluss taten mir vom Gerüttel auch noch die Hände und der Hintern weh. So das ich war froh, wieder auf der N-340 mit einigermaßen intaktem Asphalt und bald „zuhause“ zu sein.

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