Tarragona


Nachdem ich den Rest der Woche mit Arbeit verbracht hatte, beschloss ich mir einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen. Tarragona stand wegen seiner berühmten Altstadt und seinem römischen Amphitheater ganz weit oben auf meiner ToDo Liste.

Da sich das Wetter erneut von seiner besten Seite zeigte, bot es sich an, den Bus stehen zu lassen und die Strecke mit dem Rad zurückzulegen. Die Streckenlänge entspricht ungefähr der von Köln – Düsseldorf und zurück. Ok – hier ist es schon hügeliger, und hier am Küstenstreifen gibt es auch etwas mehr Verkehr als am Rhein.
Aber das sollte schon passen. Zumal ich ja mit meinem Gravel Bike nicht nur auf die Straße angewiesen bin.

Das hatte auch ganz gut geklappt. Allerdings stellte sich der Weg in die Stadt als doch etwas weniger reizvoll heraus, als ich angenommen hatte. Ca. 10km vor der Stadt hörte es gänzlich mit den schönen Wegen auf, und ich musste einige Kilometer direkt neben der Schnellstraße in Richtung Hafen fahren – ohne Radweg, sondern auf dem Randstreifen! Für Spanier oder Katalonen offenbar eine vollkommen normale Sache. Die Autofahrer waren meist sehr rücksichts- und verständnisvoll. Mir dagegen standen immer wieder die Haare zu Berge.

Wenn man es dann erstmal über eine der Brücken über die Zona Verda geschafft hat, beginnt der schöne Teil. Die Stadt ist – abgesehen von dem riesigen Hafengebiet drumherum (rechts im Bild) – eigentlich relativ überschaubar groß. Man hat sich schnell orientiert und findet seinen Weg. Zumal es auch hier bereits eine recht gut ausgebaute Infrastruktur für Radfahrer gibt. Meist endet die zwar abrupt an einem der unzähligen Kreisverkehre, aber auch das ist nicht weiter schlimm – kennt man auch bei uns. Man sollte nur stets ein Auge auf die Verkehrsführung haben.

Das Amphitheater zu sehen war für mich der Moment, an dem ich innerlich mein Häkchen gesetzt habe. Unbedingt wollte ich das zuerst sehen. Das ich dafür erstmal einen steilen Berg hinauf in die Altstadt fahren musste, war mir nicht klar gewesen.

Aber der Blick von oben entschädigt für alle Mühen! Sich vorzustellen, dass ca. 2000 Jahre zuvor hier Theater aufgeführt wurde, und im Meer im Hintergrund vielleicht römische Galeeren lagen, ist einfach großartig.

Auf der Höhe des Theaters hat man ungefähr die Hälfte des Berges geschafft. Um in die berühmte Altstadt zu gelangen, muss man also noch ein Stück weiter hinauf.

Auch dieser Weg lohnt sich natürlich. Die Altstadt selbst ist von einer uralten Festungsmauer umgeben, die nur an einigen Stellen von großen, steinernen Toren unterbrochen ist. Gerade noch breit genug, das ein Auto hindurchfahren kann. Die unzähligen Gassen der Altstadt ergeben für mich erst einmal ein verwirrendes Geflecht von Wegen, die entweder nur über lange, steile Treppen oder ebenso steile Straßen zu erreichen sind.

So bin ich erstmal etwas wirr durch die Gassen auf- und ab gefahren, bis ich schließlich diesen schönen Platz am Forum mit seinen kleinen Tapas Bars gefunden hatte.

Hier habe ich erstmal eine längere Pause gemacht, Tapas und ein kleines Bier bestellt und die Mittagssonne genossen.
Die kleine Mahlzeit tat gut, war aber – dem Ort entsprechend – etwas teuerer als anderswo.

Den Rückweg hatte ich am Meer entlang geplant. Allerdings war dies noch etwas komplizierter als der Weg in die Stadt, da eben dieser riesige Hafen dazwischen liegt.
Nachdem ich mich zweimal richtig mies verfahren hatte, 7 km entlang einer großen Schnellstraße fahren musste (ich bin einfach einem spanischen Rennradfahrer hinterher), einen Stau und eine Baustelle umfahren und die Industriegebiete hinter mich gelassen hatte, wurde es aber besser.

Der Strand kam endlich in Sichtweite und die Infrastruktur wurde Fahrrad freundlicher. Unterwegs machte ich noch hier und da kurz halt, um Wasser zu kaufen (1,5 € für einen halben Liter in Salou), oder Fotos zu machen.

Nach gut 95 km hatte ich es dann endlich geschafft. Müde, aber sehr glücklich über das bestandene Abenteuer Tarragona brauchte ich erstmal eine Dusche und dann gutes Essen. Ich saß dann noch etwas länger mit einem Glas Rotwein in der Abendsonne und ließ den Tag mit all seinen kleinen und großen Momenten an mir vorüberziehen.

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